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Therapiehundausbildung: So werden freundliche Welpen zu sozialen Helfern

Tiergestützte Therapiemethoden werden im Bereich der Ergotherapie, der Psychotherapie, der Logopädie und der Physiotherapie eingesetzt. Ein Therapiehund kann zum Erfolg eines festgelegten Therapieziels beitragen – entweder durch seine bloße Anwesenheit, oder durch motivierendes Verhalten. Die Ausbildung für Therapiehunde ist anspruchsvoll und kostenintensiv – alles Wissenswerte über Therapiehundausbildungen in Deutschland erfährst Du hier.
Besonderheiten
  • Jede Rasse geeignet
  • Ausbildungskosten 1000 – 2000 Euro
  • Ausbildungsumfang 180 – 200 Stunden
  • Kein geschützter Begriff (!)
  • Beginnt im Welpenalter

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Das Wichtigste zusammengefasst
  • Die Auswahl des richtigen Welpens ist sehr wichtig für den späteren Erfolg der Ausbildung. Therapiehund-Eigenschaften werden nicht automatisch vererbt, die gezielte Zucht von Therapiehunden ist deshalb keine Voraussetzung für Ausbildungswelpen.
  • Vor der Therapiehundausbildung müssen Welpen bestimmte Wesens- und Gesundheitstests bestehen. Diese werden meist vom späteren Ausbilder durchgeführt.
  • Eine Therapiehundausbildung umfasst circa 180 Stunden und sollte in möglichst intensiven Blöcken durchgeführt werden. Wer seine Ausbildung abbricht, kann sich bestandene Einheiten nicht für einen Neuanfang anrechnen lassen.

Auswahl und Vorbereitung von Therapiehunden (in Spe)

Für die Ausbildung zum Therapiehund ist jeder Welpe geeignet, der jung genug ist und noch keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht hat. Tierheim-Welpen und Abgabetiere mit unbekannter Vergangenheit kommen leider nicht für die Ausbildung in Frage. Größe, Rasse und Geschlecht spielen keine Rolle bei der Auswahl. Wichtiger sind Faktoren wie Offenheit für Neues, Kommunikationsfähigkeit und Lernfreude. Mit bestimmten Welpentests können Züchter und Halter ermitteln, welche Welpen eines Wurfes besonders gut als Therapiehunde geeignet sind. Hier findest Du hilfreiche Informationen der Akademie für tiergestützte Therapie über die Auswahl von Rassen, Züchtern und Welpen.

Gibt es Rassen, die ungeeignet für die Ausbildung sind?

Einige wenige Hunderassen bringen rassetypische Eigenschaften mit, die nur schwer mit der Arbeit als Therapiehund vereinbar sind. Klassische Wach- und Jagdhunde mit angezüchteter Schärfe sind nicht von der Ausbildung ausgeschlossen, trotzdem könnte die Arbeit mit diesen Tieren schwieriger sein als mit anderen Rassen, die von Natur als eher kleine „Sonnenscheine“ sind. Viele Hütehunde und traditionelle Begleithunde sind prädestiniert für die Arbeit mit Menschen und entwickeln sich in der Ausbildung meist zu Naturtalenten.

Diese Rassen werden häufig zu Therapiehunden ausgebildet

  • Labrador Retriever
  • Golden Retriever
  • Havaneser
  • Malteser
  • Deutscher Schäferhund
  • Australian Shepherd
  • Pudel (Großpudel, Kleinpudel, Zwergpudel, Toypudel)
  • Mops
  • Lhasa Apso

Eigenschaften von Therapiehunden: Was sollte ein Therapiehund für die Ausbildung mitbringen?

  • Freundliches Wesen: Der Hund ist schon als Welpe sehr menschenbezogen, sozial und freundlich. Ängstliche, dominante und leicht reizbare Hunde sind nicht für die Ausbildung geeignet.
  • Lernfähigkeit: Ein Therapiehund sollte Spaß am Lernen und am Ausführen von Kommandos haben. Er betrachtet seine Arbeit als Spiel und lässt sich von seinem Halter und von Patienten leicht führen.
  • Sensibilität: Bei der Arbeit muss der Therapiehund genau auf die Signale der Menschen um ihn herum achten. Er sollte verbale und nonverbale Kommandos leicht deuten und angemessen auf die Emotionen von Patienten reagieren können.
  • Anhänglichkeit: Der Hund sollte kommunikationsfreudig sein und andere Menschen unabhängig von körperlichen Besonderheiten respektieren. Laute Stimmen, außergewöhnliche Bewegungen und besondere Gehhilfen oder andere Hilfsmittel beeinträchtigen nicht die Bindung zum Menschen.
  • Wunsch nach Nähe: Schon vor dem Training sollte Dein künftiger Therapiehund gern kuscheln und sich Streicheleinheiten von Besuchern, Postboten und Passanten abholen.
  • Furchtlosigkeit: Eine gute Sozialisierung ist das A und O für einen Therapiehund. Dein Welpe sollte niemals aggressiv oder ängstlich reagieren und auch in Stresssituationen gelassen bleiben.
  • Vertrauen: Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg von tiergestützten Therapien ist die enge Bindung zwischen Halter (Therapeut) und Hund. Nur mit viel Vertrauen kann die Kommunikation zwischen Mensch und Tier reibungslos ablaufen.
  • Disziplin: Einige Hunde können ihren Jagdtrieb kaum unterdrücken, andere langweilen sich bei der Arbeit schnell und suchen sich deshalb anderweitig Beschäftigung. Therapiehunde sollten eine gewisse Ausdauer mitbringen und für mehrere Stunden konzentriert arbeiten können.

Sozialisierung von Therapiehund-Welpen

Die Ausbildung eines Therapiehundes fängt im Grunde schon in der vierten Lebenswoche an. Züchter bringen ausgewählte Welpen möglichst früh in Kontakt mit Menschen und bieten den Welpen viele soziale Interaktionsmöglichkeiten an. Die Sozialisierungsphase von Welpen beginnt etwa in der achten Lebenswoche – zu diesem Zeitpunkt werden die Welpen an ihre Halter abgegeben. Vom ersten Tag an solltest Du Deinen Mini-Therapiehund mit möglichst vielen alltäglichen Reizen bekanntmachen. Dabei solltest Du ihn natürlich nicht überfordern: In den ersten Lebensmonaten schlafen Welpen etwa 20 Stunden am Tag und ihr Stoffwechsel ist äußerst aktiv.

Diese Situationen und Reize sollten Therapiehunde vor der Ausbildung kennenlernen

  • Menschen mit unterschiedlichem Geschlecht und Alter, unterschiedlicher Hautfarbe, körperlichen Beeinträchtigungen, Sprachstörungen und anderen Besonderheiten.
  • Fremde Hunde, Katzen, Vögel und andere Tiere (bestenfalls ohne Jagdtrieb).
  • Fremde Umgebungen, Besuchssituationen in fremden Haushalten.
  • Ungewöhnliche Geräusche jeder Art, vor allem sprachliche Besonderheiten.
  • Autofahren und das Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Umarmungen, hochheben (bei kleineren Hunden) und grobes Streicheln (zum Beispiel von Kindern oder körperlich beeinträchtigten Menschen).
  • Verschiedene emotionale Zustände beim menschlichen Gegenüber (auch Frustration, Trauer, Wut).

Die Ausbildung – Welche Vorteile bringt eine Therapiehundeausbildung?

Ein Therapiehund, der in medizinischen Fachgebieten eingesetzt wird, braucht mehr als ein freundliches Wesen und eine gute Erziehung. Die Lizenz durch einen anerkannten Verein oder eine Akademie stellt sicher, dass Dein Hund seine Aufgaben während der Therapie zuverlässig erledigen kann. Arbeitgeber und Patienten können sich darauf verlassen, dass er im artgerechten Rahmen ausgebildet und eingesetzt wird. Außerdem werden bei lizenzierten Therapiehunden regelmäßig verlässliche Gesundheitsprüfungen durchgeführt.

Mit diesen Ausbildungskosten solltest Du rechnen

  • 50 – 100 Euro für einen Welpentest (Auswahl eines geeigneten Welpens aus einem gesunden Wurf).
  • 50 – 100 Euro für die Eignungsprüfung Deines Welpens.
  • 100 – 500 Euro jährlich für tierärztliche Gutachten, Vorbeugung gegen Parasiten und präventive Pflege (Zahnsteinentfernung, Impfung, Entwurmung etc.)
  • 1000 – 2000 Euro für die Anschaffung eines gesunden Welpen.
  • 1500 – 2500 Euro für die Grundausbildung in einer Akademie oder einem Verein.
  • 100 – 200 Euro monatlich für Folgekurse in professionellen Hundeschulen.
  • 80 – 200 Euro monatlich für die Versorgung des Hundes (Futter, Spielzeug, Zubehör).

Die Eignungsprüfung für Therapiehunde: Das muss Dein Hund können

Um an einer Therapiehundeausbildung teilnehmen zu dürfen, müssen Hunde und ihre Halter meist eine Wesensprüfung des Ausbilders bestehen. Die Teamarbeit steht dabei im Fokus der Beobachtungen. Hunde jeden Alters können für die Lehrgänge zugelassen werden, wobei die meisten Therapeuten ihre Hunde so früh wie möglich ausbilden lassen. Wenn ein junger Draufgänger mal abgelehnt wird, heißt das nicht, dass er gänzlich ungeeignet für den Beruf ist: Manche Tiere brauchen zunächst eine gewisse Reife (Alter), um sich für die Arbeit als Therapiehund zu qualifizieren.

Diese Kriterien spielen beim Eignungstest eine Rolle

  • Wie menschenbezogen ist der Hund? Wie geht er mit seinem Halter und dem Ausbilder um?
  • Wie reagiert der Hund auf negative Reize? Wie hoch ist die Reizschwelle des Tieres?
  • Wie leicht wird der Jagdtrieb des Hundes geweckt?
  • Zeigt der Hund Aggressionen oder Lustlosigkeit?
  • Wie gut funktioniert die Kommunikation zwischen Halter und Hund?
  • Sind beide lernwillig und motiviert?

In welchem Zeitrahmen findet eine Therapiehundausbildung statt?

Die meisten Ausbildungsgänge finden in aufeinander folgenden Wochenendseminaren statt. So können die Teilnehmer ihrem Berufsalltag nachgehen und sich und ihren Hund nebenbei fortbilden. Einige Akademien bieten Intensivkurse an, die in täglichen Einheiten stattfinden. Besuchst Du einen Wochenendkurs mit Deinem Vierbeiner, plane tägliche Übungssequenzen zu Hause ein. Werden neue Lektionen nicht täglich wiederholt, wirkt sich das negativ auf die Lernerfolge aus. Insgesamt dauert eine Therapiehundausbildung in der Regel 3 – 12 Monate und umfasst circa 180 Ausbildungsstunden unter der Anleitung von Fachpersonal.

Wer bietet lizenzierte Lehrgänge an?

  • Hessen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen: Der DBTB (Deutscher Berufsverbund für Therapie- und Begleithunde) e.V. bietet anerkannte Ausbildungen an fünf Standorten in vier Bundesländern an.
  • Schleswig-Holstein: Die DHT (Dog Human Therapy) Akademie (Akademie für tiergestützte Therapie) in Kiel bietet regelmäßig Kurse an.
  • Berlin, Brandenburg: Im Dogcoach Institut in Berlin können Tier-Mensch-Paare 12-monatige Kurse durchlaufen.
  • Bei der Auswahl einer Hundeschule solltest Du auf Referenzen und DEKRA-Zertifikate achten.

Wie läuft die Therapiehundeausbildung ab?

Die meisten Akademien geben keine Auskunft über ihre Seminarinhalte. Das liegt zum einen daran, dass das Programm ständig angepasst und verändert wird, zum anderen möchten seriöse Hundeschulen ihre Methoden nicht an die Konkurrenz weitergeben. Generell geht es bei der Ausbildung darum, den Hund darauf vorzubereiten, in jeder Stresssituation gelassen und angemessen zu reagieren und sich trotz aller Widrigkeiten an die Anweisungen seines Halters oder anderer Menschen zu halten.

Mögliche Seminarinhalte

  • Obedience- und Kommunikationstraining.
  • Gewöhnung an verschiedene Umgebungen (Stadttraining, Training in öffentlichen Verkehrsmitteln, Verkehrstraining).
  • Verbesserung der Führigkeit (auch durch Fremde).
  • Umgang mit medizinischen Hilfsmitteln (Schienen, Gehhilfen, Rollstühle etc.).
  • Umgang mit vielen verschiedenen Menschen (nervöse, aufgeregte, körperlich oder psychisch eingeschränkte Menschen).
  • Gewöhnung an Tierarztbesuche.
  • Verhaltenstraining für Gefahrensituationen und Schreckmomente.
  • Sachkundeschulungen für Halter (Kynopädagogik, Kynopsychologie, Hygieneschulungen).

Abschließend: Die Prüfung

Auch die Prüfungsinhalte für Therapiehunde werden von Vereinen und Akademien selbst festgelegt. Die THT-Abschlussprüfung (Therapiehundeteam) umfasst cica 90 Minuten und wird von einem zertifizierten Prüfer durchgeführt. Hier ein Beispiel, wie eine Prüfung ablaufen kann:

Überprüfung der Gehorsamkeit

Die Prüfungshunde spielen frei oder werden durch Prüfer abgelenkt. Auf Abruf muss der Hund sein Spiel abbrechen und zum Halter kommen.

Überprüfung der Folgsamkeit

Dein Hund muss Dir auch in Stresssituationen frei folgen und Kommandos wie Sitz und Platz verstehen und befolgen.

Überprüfung der Reizbarkeit

Ein Prüfer stößt den Hund beim Laufen und im Liegen mehrmals von hinten an. Das Tier sollte weder ängstlich noch aggressiv reagieren.

Führbarkeit bei Fremden

Die Hunde werden von möglichst fremden Prüfungshelfern geführt. Dabei sollten sie sich nicht nervös oder stur verhalten.

Pflege durch Fremde

Der Prüfer tastet jeden Hund von Kopf bis Fuß ab und testet, ob Berührungsempfindlichkeiten auftreten. Auch das Festhalten der Pfoten und das Öffnen des Mauls sollte den Hunden nichts ausmachen.

Umarmungen durch Fremde

So ein Prüfer hat manchmal einen schönen Job. Er umarmt jeden Prüfungshund und prüft, ob das Tier dabei nervös wird.

Stresssituationen

Der Prüfer rempelt einen ruhenden Hund mit einem Rollator an, schreit plötzlich oder schubst ihn zu Boden. Auch solche unangenehmen Schreckmomente sollten Prüfungshunde nicht aus der Ruhe bringen.

Verhalten gegenüber anderen Hunden

Alle Prüfungshunde (oder hinzugeholte Hunde und ein Prüfungshund) spielen gemeinsam. Inmitten des Geschehens muss der Prüfungshund sich ruhig ablegen können, ohne sich von den anderen ablenken zu lassen.

Bindung zum Menschen

Der Prüfer bewegt sich schreckhaft, spricht laut und benimmt sich ungewöhnlich. Mit auffälligen Gesten läuft er auf den Prüfungshund zu. Dieser sollte neutral oder (idealerweise) freundlich und spielerisch reagieren.

Vertrauen zum Halter

Ein Parkour mit verschiedenen unbekannten Gegenständen zum Durch- und Überqueren wird aufgebaut. Die Prüfungshunde sollten auf Kommando über unbekannten Untergrund laufen und sich fremden Eindrücken furchtlos stellen.

Verhalten in der Gruppe

Mehrere Prüfungshelfer erzeugen eine künstliche Stresssituation und bedrängen den Prüfungshund zunehmend. Jeder Vierbeiner sollte sich auch in engen Gruppensituationen mit Fremden pudelwohl fühlen.

Sozialisierung

Der Prüfer konfrontiert die Hunde mit ungewöhnlichen Geräuschen, aufklappenden Regenschirmen, Provokationen durch andere Hunde und anderen alltäglichen Reizen. Diese sollten den Hund nicht verängstigen oder seine Stimmung beeinflussen.

Grober Umgang

Bei der Prüfung müssen die Hunde sich einiges gefallen lassen. Sie werden vielleicht von Rollstuhlfahrern auf den Schoß gezogen, angerempelt, unerwartet angehoben oder am Schwanz gepackt. All diese kleinen Fehler von Fremden müssen die Prüfungshunde schnell verzeihen und sich nicht die Laune verderben lassen.

Umgang mit Snacks

Es wird geprüft, ob die Hunde Snacks in jeder Situation annehmen und ob sie Frustration (die Vorenthaltung eines erreichbaren Snacks) aushalten können.

Verhalten des Halters

Während der gesamten Prüfung wird auch das Verhalten des Halters genau beobachtet. In einem guten Therapiehundteam bleiben Mensch und Tier in jeder Situation ruhig und positiv.

Man lernt nie aus

Um die Mensch-Tier-Bindung weiterhin zu stärken, solltest Du mit Deinem Therapiehund auch nach bestandener Prüfung täglich zu Hause üben. Eure Fähigkeiten könnt ihr in Aufbauseminaren auffrischen und intensivieren. Mindestens einmal im Halbjahr ist so ein Aufbaukurs in einer örtlichen Hundeschule durchaus empfehlenswert.

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